Gift in Blumen

Von Katja Dombrowski

Neulich war jemand, den ich kenne, im Krankenhaus. Und dort waren keine Blumen erlaubt, wegen des Gifts. Das hat mich erschreckt. Ist es wirklich so schlimm?! Auch wenn Die Ärzte Blumen essen (okay, eine Anspielung für vor 1980 Geborene, Jüngere können ja googeln) – für die Mehrheit der Menschen trifft das wohl nicht zu. Die Blumen müssen ihr Gift also nur so versprühen.

Nach einer gründlichen Internetrecherche ist mein Eindruck: Ja, es ist wirklich so schlimm. Eine Rose ist keine Rose ist ein Giftcocktail. Das schreibt der BUND. In einem Testkauf enthielten acht von zehn Rosensträußen Pestizidrückstände. Insgesamt stellte das beauftragte Labor elf verschiedene Pestizide fest, einige davon „stark krebserregend“ oder „hormonell wirksam“. Die Rose ist die meistverkaufte Schnittblume in Deutschland. Grenzwerte gibt es übrigens nicht – schließlich isst man Blumen ja nicht.

80 Prozent der Schnittblumen kommen aus fernen Ländern zu uns, hauptsächlich aus Afrika und Lateinamerika. Kenia ist zum Beispiel für den Rosenanbau bekannt. Und den Großteil des Gifts, den es offenbar braucht, um die Rosen dort in riesigen Monokulturen, meist in Gewächshäusern oder unter Folie, anzubauen, bekommt natürlich nicht die deutsche Käuferin ab, sondern die kenianische Arbeiterin, die die Rosen pflegt und pflückt. Viele tun das ohne Schutzkleidung. Manche werden auch ausgebeutet. Sehr viel Wasser braucht die Rose obendrein, und dann muss sie ja auch noch nach Deutschland fliegen.

Ich denke mal, niemand kann sich an einem Produkt erfreuen (und allein dafür sind Schnittblumen ja wohl da), das Gift verströmt, unter gesundheitsschädlichen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in armen Ländern hergestellt wird und eine unterirdische Ökobilanz aufweist. Man muss das nur wissen. Bitte schön, gern geschehen.

Zum Glück gibt es eine Alternative: die biologisch angebaute Freiland-Blume von nebenan. Sie ist das, was auch gute Lebensmittel auszeichnet: ökologisch, regional und saisonal. Ein kleines Marktsegment, das aber stetig wächst. Insgesamt ist der Markt nicht eben klein: Die Deutschen haben im vergangenen Jahr Schnittblumen für fast 3,2 Milliarden Euro gekauft. Es macht also einen Unterschied, was in diesem Markt passiert.

Die deutsche Bio-Blume ist, man ahnt es schon, deutlich teurer als ihre kenianische Schwester. Woran man mal wieder sieht, dass der Transport viel zu billig ist. Zweiter Nachteil: Frische Blumen zum Valentinstag sind mit ihr nicht zu machen. Die Saison ist auf März bis Oktober beschränkt. Die beiden Nachteile ergänzen sich allerdings hervorragend: Wenn ich insgesamt weniger Schnittblumen kaufe, weil es nicht das ganze Jahr welche gibt, kann ich für den einzelnen Strauß mehr Geld ausgeben.

Fun Fact zum Schluss: Bioblumen kann man sogar essen. Der Rosenbauer meines Vertrauens hat zum Beispiel Rosenmarmelade, -tee und -likör im Angebot. Einfach mal im Winter dran riechen, das ersetzt den schönsten Strauß.

Katja Dombrowski ist freie Journalistin, lebt in Friedberg und engagiert sich ehrenamtlich bei den Wetterauer Grünen. Der Meinungsbeitrag spiegelt allein die Meinung der Kolumnistin wieder.