Ein Stück Kultur – Landschaft

Wetterauer GRÜNE unterstützen den europäischen Tag der Streuobstwiese

„Streuobstwiesen haben weite Teile unserer Wetterauer Kulturlandschaft geprägt. Was früher der Ernährungssicherung diente, bereichert heute das Landschaftsbild und bietet rund 2.000 Tieren und Pflanzenarten Lebensraum,“ sagt Michaela Colletti, Kreissprecherin der Wetterauer GRÜNEN.

Nach aktuellen Zählungen und Schätzungen gibt es im Wetteraukreis  mehr als 200.000 Obstbäume auf einer Fläche von circa 3.000 Hektar. Die Wetterau ist damit die zweitgrößte Streuobstregion in Hessen mit der Besonderheit des Kirschenanbaus bei Ockstadt. Über zwei Drittel der Hochstämme gilt aber als gefährdet. Die Hauptursache dafür ist mangelnde Pflege, also Schnitt der Bäume und mangelndes Mähen der Wiesen darunter.

„Wichtiger als Neupflanzung ist es daher die Pflege zu organisieren, und die lohnt eher durch Nutzung, also Ernte und Verwendung des Obstes“, weiß auch Michael Rückl, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Kreistag und selber Besitzer zweier Obstwiesen. Und weiter:. „Die Preise für Kelterobst sind jedoch  niedrig. Durch die Anerkennung als Bioobst erhöhen sich die Erzeugerpreise deutlich. Diesen dann eher lohnenden Weg sind auch schon einige Keltereien gegangen.  Erfreulicherweise interessieren sich wieder junge Familien und fitte ‚Best-Ager‘ für die Apfelernte, das Nachpflanzen von Bäumen und die Pflege der Grundstücke und liefern das Obst an örtliche Keltereien. Diese Entwicklung wollen wir GRÜNEN fördern und unterstützen.“

Die Besitzer:innen von Streuobstwiesen können in Hessen wie auch in anderen Bundesländern eine Förderung beantragen. Förderfähig ist dabei die Pflege von extensiv genutzten Obstbeständen mit Hochstamm-Obstbäumen. Voraussetzung für den Erhalt der Mittel ist die Verpflichtung zur Bewirtschaftung der Streuobstwiesen während eines Zeitraums von fünf Jahren. Wird dieses Auflage erfüllt,  kann jedes Jahr mit sechs Euro Fördergeld je Baum gerechnet werden. Der Baumbestand darf für die Förderung 100 Bäume je Hektar nicht überschreiten. Zusätzlich kann in Hessen für die Nachpflanzung von Bäumen ein Zuschuss in Höhe von 55,00 Euro je Baum beantragt werden.  Anträge nimmt das Landwirtschaftsamt beim Kreis entgegen.

Streuobstanbau ist  auch Regionalkultur. Das Wissen um Züchtung, Anbau und Pflege und natürlich die Verwendung als Saft oder Wein mit den begleitenden Speisen ist in verschiedenen Teilen Europas (z. B. im Baskenland, in  Schottland, Finnland, Polen und auch Südafrika und Japan) nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern identitätsstiftend und verbindend.

Der deutschlandweit aktive Verein Hochstamm e.V. hat mit 1,3 Millionen Unterstützer:innen bewirkt, dass Streuobst seit März diesen Jahres als immaterielles Kulturerbe anerkannt wurde, teilen die GRÜNEN mit. Die kulturellen Eigenschaften von Streuobst stimmen mit den UNESCO-Kriterien in folgenden Punkten überein:

– Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum

– Traditionelle Handwerkstechniken

– Bräuche, Rituale und Feste

„Wir GRÜNE in der Wetterau wollen das feiern und uns auch auf europäischer Ebene für die Streuobstwiese einsetzen. Gemeinsam mit den Streuobstfreund:innen in den Nachbarländern werden wir am europäischen Tag der Streuobstwiese für die Pflege und Erhaltung dieses wertvollen Kulturguts werben,“ sagte Colletti, die selbst stolze Besitzerin von Obstbäumen in Oberhessen und der Wetterau ist.

Die wichtigste Institution, die alle diese Aktivitäten unterstützt, ist neben den Obst- und Gartenbauvereinen, einigen Gastronomen und Keltereien der Naturschutzfonds Wetterau e.V. Nur in diesem Landschaftspflegeverband, der dafür auch vom Land Hessen gefördert wird, gibt es die Drittelparität von Kommunen, Naturschutz und Landwirtschaft im Vorstand.

Die GRÜNEN laden alle Bürger:innen zum Ausflug mit dem eigenen Hausstand in die Streuobstwiesen ein, um insbesondere  am 30. April 2021 und  in den Folgejahren dann wieder mit gemeinsamen Veranstaltungen diesem wichtigen Thema Aufmerksamkeit zu widmen. An allen anderen Tagen wird empfohlen, lokale Streuobstprodukte zu genießen und so deren Absatz und folglich die Pflege der Bäume zu unterstützen.