Manche Rosbacher Männer mögen‘s dunkel

Anfang 2021, in der dunklen Jahreszeit also, wurde an den Ortsbeirat Nieder-Rosbach die Bitte herangetragen, ob nicht der unbefestigte Weg innerorts entlang des Spielplatzes am Taunusblick beleuchtet werden könnte, um auch in der frühen Dunkelheit der Wintermonate dort einen sicheren Weg zu haben.

Der viel genutzte landwirtschaftliche Weg ohne Bürgersteig ist nicht befestigt und verfügt über keine Beleuchtung. Spaziergänger, mit und ohne Hund, Familien und Kinder nutzen diesen Weg häufig und regelmäßig. Auch zum Spielplatz kommt man nur über diesen Weg. Im Ortsbeirat wurde angeregt, die Anfrage auf Beleuchtung an die Stadtverwaltung zu stellen. Die Abstimmung im Ortsbeirat fiel zugunsten der Bürgeranfrage aus. Die GRÜNEN stellten am 15.02.2021 einen Antrag auf Beleuchtung. Ziel des Antrags war eine sehr gedämpfte, Sonnenenergie gestützte Beleuchtung, eventuell mit Bewegungsmelder. Ein Ausbau der Straße wurde zu keiner Zeit gefordert. Eine Kostenübernahme für Anlieger wurde somit ausgeschlossen.

Anschließend wurde der Antrag in der Stadtverordnetenversammlung vorgetragen und sodann in den Umwelt- und Planungsausschuss zur Beratung verwiesen.

Mittlerweile lag ein Kostenvoranschlag des Stromversorgers vor, der für die Beleuchtung im Stadtgebiet sorgt. Parallel dazu legten die GRÜNEN der Verwaltung eine Variante für eine autarke Beleuchtung durch Solarleuchten mit Bewegungsmeldern vor.

Aus dem Umwelt- und Planungsausschuss, nunmehr neu konstituiert nach den Kommunalwahlen, wurde der Antrag zurück in den Ortsbeirat verwiesen. Echtes Antrags-Pingpong und nach der Satzung des Ortsbeirats nicht zulässig.

Bereits während der Sitzung griff ein Mitglied des neuen Ortsbeirats ein Mitglied der Stadtverordnetenversammlung an und sagte: „Man solle hier nicht die Frauenkarte ziehen. Frauen können ja schließlich andere Wege gehen.“ Von gleichem Wegerecht für alle keine Rede. Inzwischen hatten mehrere Anlieger*innen per E-Mail bekundet, dass sie in der Dämmerung (also im Winter bereits um 16.00 Uhr) den Weg mitten im Ort aus Sicherheitsgründen meiden.

Der Nieder-Rosbacher Ortsbeirat, mittlerweile nach den Wahlen anders besetzt, nahm sich des Themas an, beschied aber nun die Bitte einer Reihe von Anlieger*innen und Nutzer*innen negativ. Die Bürgerin, die mit ihrer Bitte um Beleuchtung an die Stadt herangetreten war, wurde vom neuen Ortsvorsteher gebeten, ihr Anliegen vorzutragen. Es folgten Beschimpfungen seitens besorgter Anlieger*innen, denen offensichtlich eine hohe Kostenlast genannt worden war. Die Wege der stillen Post sind unendlich.

Wir fassen zusammen: Wenn jemand sich im Dunklen fürchte, könne die Person ja eine Taschenlampe oder Stirnlampe mitnehmen, oder auch eine andere Straße entlanggehen – mit einigem Umweg. Es entstand der Eindruck, dass die mehrheitlich von Frauen vorgebrachte Sorge wegen der Gefährdung mitten im Ort nicht ernst genommen wird. Auch die Kosten jedweder Art wurden von den abstimmenden Männern des Ortsbeirats moniert, dies sei haushalterisch nicht darstellbar. Schnell wurde eine komplette Befestigung des Weges mit Erschließungskosten herbeigeredet, um die Höhe der Kosten als schlagfestes Argument vorbringen zu können.

Der Antrag ging wieder – mittlerweile schreiben wir Juni 2021 – in den Umwelt- und Planungsausschuss. Das Stimmungsbild – oh Wunder – empfiehlt die Ablehnung in der nächsten Stadtverordnetenversammlung (STVV).

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN laden daher insbesondere die Nieder-Rosbacher Frauen zur nächsten Sitzung der STVV ein, damit sie sich selbst ein Bild davon machen können, wie hier die mehrheitlich männlich besetzen Gremien den Frauen empfehlen, Umwege mitten in der Stadt zu gehen, anstatt sich für eine sanfte Beleuchtung einzusetzen.