Das ganze Kabinett

Von Katja Dombrowski

Watte machs, machse verkehrt, hat meine Oma immer gesagt. Vor allem als Mann, sagt mein Mann. Ich sage: vor allem als Bundesminister. Oder als Bundesministerin. Denn in dem Fall ist egal, ob Frau oder Mann, homo oder hetero, schwarz oder… ach so, schwarz hatten wir noch nicht. Das erlebe ich hoffentlich auch noch. Jedenfalls ist es unmöglich, es als Minister*in allen recht zu machen, der öffentliche Pranger gehört quasi zur Jobbeschreibung.

Wer noch nicht komplett politikverdrossen ist, sollte grundsätzlich davon ausgehen, dass die Damen und Herren ihr Bestes geben. Zum Wohle des deutschen Volkes, so wie sie es alle im Amtseid geschworen haben. Was übrigens nicht in jedem Fall deckungsgleich ist mit dem eigenen Machterhalt, der Mehrung des eigenen Vermögens oder dem Wohle der deutschen Autoindustrie. Normal wäre, dass ein*e Minister*in, der oder die nicht alle Kraft dem Wohle des Volkes widmet, die Ausnahme ist. Das schwarze Schaf in einer weißen Herde.

Allerdings sehe ich trotz dieser wohlwollenden Grundannahme in unserem Bundeskabinett auf den ersten Blick ausschließlich schwarze Schafe. Es gibt da nicht nur prominente Skandale wie die um Jens Spahn (alles rund um Corona), Andreas Scheuer (Pkw-Maut) oder Olaf Scholz (Cum-Ex und Wirecard). Es gibt auch noch Franziska Giffey, die ihren Doktortitel zurückgeben musste, Julia Klöckner, die Werbung für Nestlé macht und Anja Karliczek, die ihrer Heimat ein mit 500 Millionen Euro gefördertes Batterieforschungszentrum zugeschustert hat, für das Experten andere Standorte für geeigneter hielten. Annegret Kramp-Karrenbauer verantwortet die Zustände beim Kommando Spezialkräfte (Nazis, geklaute Munition) und Horst Seehofer steht im Verdacht, illegale Pushbacks von Flüchtlingen im Mittelmeer zu decken.

Keinen Skandal am Bein zu haben, scheint im Kabinett Merkel IV schon fast ein Alleinstellungsmerkmal zu sein. Die Frage ist: Reicht nicht groß negativ aufzufallen fürs Regieren? Macht das Heiko Maas zu einem guten Außenminister, Svenja Schulze zu einer Umweltministerin, die als solche überhaupt erkennbar ist? Die Antwort ist natürlich nein. Wir brauchen ein komplett neues Kabinett. Ich fordere: alle austauschen, zum Wohle des deutschen Volkes! Einzelne haben bereits erklärt, im September nicht wieder anzutreten, darunter Angela Merkel selbst, Christine Lambrecht und Gerd Müller. Wer es noch nicht getan hat, sollte bitte jetzt nachziehen. Seht ein, dass ihr die falsche Führungsmannschaft für Deutschland seid! Macht euch ein schönes Leben und lasst andere ran. Damit wäre allen gedient.

Katja Dombrowski ist freie Journalistin, lebt in Friedberg und engagiert sich ehrenamtlich bei den Wetterauer Grünen. Der Meinungsbeitrag spiegelt allein die Meinung der Kolumnistin wieder.